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Was sind Teilernetze?

Tei­ler­netz T(23;10) als Beispiel

Tei­ler­net­ze sind (soweit ich weiß) mei­ne eige­ne Entdeckung.

Ech­te Brü­che 1/z … z‑1/z lie­gen mit ihrem Wert zwi­schen 0,0 und 1,0. Mir (und sicher­lich Mil­lio­nen ande­rer vor mir) ist auf­ge­fal­len, dass man­che Brü­che peri­odisch sind (z. B. 1/7 = 0,142857..), man­che enden nach abzähl­ba­rer Anzahl Stel­len (z. B. 1/8 = 0,125) und wie­der ande­re haben im Bereich 0/z … z‑1/z alles dabei. Ich woll­te das gra­fisch dar­stel­len und habe dabei die­se Mus­ter ent­deckt. Viel­leicht gibt es das auch schon unter ande­rem Namen. Ich nen­ne sie Teilernetze.

Ein Tei­ler­netz ver­bin­det die ech­ten Brü­che mit einer Linie, des­sen Wer­te sich um eine Dezi­mal­stel­le unter­schei­den. Für jede natür­li­che Zahl ist das dadurch ent­ste­hen­de Netz indi­vi­du­ell wie ein Fingerabdruck.

Ich fing mit der Zahl z = 7 an, da sie die peri­odisch ist und die Sequenz in dezi­ma­len Zif­fern nur 6 Stel­len lang ist. Dezi­mal, also Basis b = 10. Ich zeich­ne­te einen Kreis, ver­teil­te dar­auf 7 Mar­kie­run­gen, die ich oben begin­nend mit 0/7 … 6/7 durchnummerierte.

 

 

Start ist 1/7, dann wird der Wert mit b=10 mul­ti­pli­ziert: 1/7 * 10 = 10/7 und der ganz­zah­li­ge Anteil abge­zo­gen: 10/7 — 1 = 3/7. Wir sind auf einem ande­ren Kno­ten gelan­det und das wird mit einer Linie von 1/7 zu 3/7 gekenn­zeich­net. Dann gehts mit 3/7 wei­ter. Also wie­der 3/7 * 10 = 30/7, Ganz­zah­li­ges abzie­hen 30/7 — 4 = 2/7. Linie von 3/7 zu 2/7. Wei­ter… Die ent­ste­hen­de Sequenz ist:
1/7 = 0,142857142857…
3/7 = 0,428571428571…
2/7 = 0,285714285714…
6/7 = 0,857142857142…
4/7 = 0,571428571428…
5/7 = 0,714285714285…
1/7 = 0,142857142857… Die Zäh­ler also zyklisch 1 — 3 — 2 — 6 — 4 — 5 und wie­der von vorn.

Das ist das Tei­ler­netz der Zahl 7 zur Basis 10. Am Anfang habe ich das von Hand gezeich­net. Als nächs­tes woll­te ich die 13 aus­pro­bie­ren. Da erhoff­te ich mir eine län­ge­re Sequenz mit 12 Schrit­ten. Doch dabei irr­te ich mich. Es waren zwei ver­schach­tel­te zykli­sche Sequen­zen mit 6 Schritten:

Okay, inter­es­sant. Dann pro­bier­te ich mal z=19, ob es dann drei Sequen­zen gibt. Doch auch hier gab es eine Überraschung:

 

Das Phä­no­men die­ser Mus­ter mutier­te für mich zu einem rich­ti­gen For­schungs­pro­jekt. In den Tei­ler­net­zen las­sen sich näm­lich auch die von den ech­ten Tei­lern (Prim­fak­to­ren von z) „geerb­ten“ Eigen­schaf­ten erken­nen. Zum Bei­spiel ste­cken die Mus­ter von 3 und 5 in der 15. Hier gibt es eine klei­ne Übersicht:

Zah­len, wel­che vie­le 2 und 5 drin haben, beinhal­ten end­li­che Brü­che, z. B. die 8. Da ent­ste­hen Ver­äs­te­lun­gen, deren Wur­zel bei der 0 lie­gen. Das ist logisch, denn an alle end­li­chen Brü­che wie z. B. 1/8 = 0,125 kann man belie­big vie­le 0 dran hän­gen. Nach dem Rechen­sche­ma von oben ergibt sich die Sequenz
1/8 = 0,1250; 10 * 1/8 = 10/8; 10/8 — 1 = 2/8
2/8 = 0,250; 10 * 2/8 = 20/8; 20/8 — 2 = 4/8
4/8 = 0,50; 10 * 4/8 = 40/8; 40/8 — 5 = 0/8
0/8 = 0,0; 10 * 0/8 = 0/8 (bleibt so)
end­li­che Brü­che lan­den irgend­wann bei der 0. Und im Tei­ler­netz kann man das gleich­zei­tig für alle Mög­lich­kei­ten sehen!

Als ich bei der Zahl 49 schei­ter­te, dies von Hand zu zeich­nen, schrieb ich Tools, um mir das Zeich­nen zu ver­ein­fa­chen. Dabei ver­wen­de­te ich PHP zusam­men mit POV-Script für far­bi­ge und 3D-Darstellungen sowie Javascript/HTML5-Canvas zum Erzeu­gen von Schwarz-Weiß-Vektorzeichnungen zur For­schung und wei­te­ren Verarbeitung.

Hier zum zum Schluss noch ein kom­ple­xe­res Bei­spiel für die Schön­heit die­ser Gra­phen. Es ist die Zahl n = 729 = 7*7*7*7 zur Basis b=10. Die 729 Punk­te auf dem Kreis wer­den nach beschrie­be­nen Sche­ma ver­bun­den. Tei­ler­netz T(729;10) sieht so aus:

Edit 18.03.2022

So wür­de ich die damals von mir ent­deck­ten Mus­ter jetzt mathe­ma­tisch beschreiben:

  1. Für jede z ∈ ℕ; z > 1 und Basis b ∈ ℕ; b > 1 gibt es einen Gra­phen T(z;b), wel­cher alle Ver­bin­dun­gen zwi­schen i/z und (i * b mod z)/z enthält.
  2. T(z;b) beinhal­tet die Kno­ten k[i] = i/z, wobei i ∈ ℕ, 0 < i < z
    und deren Ver­bin­dun­gen V(k[i]; k[i * b mod z]), falls i ≠ i * b mod z
  3. T(z;b) ≡ T(z;b+k*z); k ∈ ℕ; k > 1; b>1.
    Wenn man zur Basis b die Zahl z addiert, erhält man ein iden­ti­sches Mus­ter. Das kann man belie­big oft (k-mal) machen.
  4. Jedem Kno­ten k[i] ein geo­me­tri­scher Punkt p[i] zuge­ord­net, wel­cher auf einer Ein­heits­kreis mit r=1 und M = {x:0;y:0} liegt:
    p[i] = { x: cos(i*360/z+ℼ/2), y: ‑sin(i*360/z+ℼ/2) }
    p[0] ist dann immer „oben“ bei { x: 0; y: ‑1 }.
  5. Jede Ver­bin­dung V(k[i]; k[i * b mod z]) ent­spricht einer gerich­te­ten Seh­ne S(p[i];p[i * b mod z]).
    a) Wenn in den zur Basis b aus­ge­schrie­be­nen Wert eines Kno­tens nach dem Kom­ma eine Zif­fer wie­der­holt, hat er kei­ne Ver­bin­dung (Sequenz­län­ge 1).
    b) Die Seh­nen bil­den geschlos­se­ne Poly­go­ne, wenn sich in den zur Basis b aus­ge­schrie­be­nen Wer­ten der betei­lig­ten Kno­ten nach dem Kom­ma mehr als eine Zif­fer wie­der­holt (Sequenzlänge=Periodenlänge=Anzahl Seh­nen).
    c) Die Seh­nen bil­den Ver­zwei­gun­gen mit der Wur­zel bei p[0] oder an Punk­ten von geschlos­se­nen Poly­go­nen, wenn die zur Basis b aus­ge­schrie­be­nen Wer­te der betei­lig­ten Kno­ten nach dem Kom­ma eine end­li­che Anzahl Zif­fern haben.
  6. Spe­zi­al­fäl­le:
    a) T(z;z) ergibt einen Gra­phen, wo alle Kno­ten k[1] … k[z‑1] jeweils mit k[0] ver­bun­den sind. Er ent­hält somit immer z‑1 Ver­bin­dun­gen.
    b) T(z;z+1) ergibt immer einen Gra­phen ohne Verbindungen.