Mit diesem dynamisch beleuchteten, spiegelnden Objekt habe ich mich an der Ausstellung zum FÖN-Kunstpreis #4 beteiligt.
Verpasste Chancen werden erst im Nachhinein als solche wahrgenommen — erst beim Blick zurück. Doch bergen diese auch den »Samen« für Neues: Eine Tür geht zu — eine weitere (oder mehrere) dafür auf. Ich dachte darüber nach, wie ich den Anfang dieser Kausalkette darstellen kann, also wann eine verpasste Chance für jemanden zu einer solchen wird und was daraus Neues entsteht.
Kernstück des Objektes sind zwei Spiegel, die im rechten Winkel zueinander angeordnet sind und dem Betrachter erlaubt, sich selbst seitenrichtig gegenüberzustehen: Ein Dialog mit sich selbst. Die Worte »Deine« und »Chance« sind fest verbunden mit dessen Spiegelbild und erst in ihm lesbar. Unten blickt das Objekt selbst mit einem eigenen Gesicht zurück und verfolgt den Betrachter diesseits und jenseits der Spiegelebenen mit den Augen — »verstreicht« steht darüber. Mit »verstreicht« meine ich die Dynamik der Zeit — Angefangen mit dem Moment des Betrachtens, der Selbstreflexion bis hin zu dem Punkt, wo man plötzlich alles in einem neuen Licht sieht — um daraus wieder Hoffnung und Kraft schöpfen zu können. Und dieses »neue Licht« in Form sich stets verändernder Farben und Schatten fällt hier auf das etwas außerhalb angebrachte Wort »vielleicht«.
Mein erster Gedanke zum Thema des Wettbewerbs »Aus dem Tagebuch der verpassten Chancen« war, dass ich mich fragte, wo es anfängt — wann ist der Zeitpunkt, wo zweigt sich das Schicksal so auf, dass man das Eine tut während man das Andere verpasst. Idee war, mit zwei Spiegeln eben den Betrachter mit einzubeziehen, und zwar so, dass er sich quasi selbst gegenüber steht. Nun, einen Preis habe ich damit nicht gewonnen — es gab sehr viele andere gute Beiträge — aber einen Platz im Ausstellungskatalog und in der Erinnerung so mancher Besucher ist mir jedoch sicher 😉 Ich würde nicht sagen, ich hätte da eine Chance verpasst. Ganz im Gegenteil!