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„Face! Lightning! Saturn!“

Dieses Stück besteht im Grunde aus drei Samples, welches ich mit meinem selbstgeschriebenen Javascript-Funktionsplotter erzeugt habe. Das Video habe ich mit dem Aiseesoft Screenrecorder abgefilmt, als ich es im XXY-Online-Oszilloskop abgespielt habe.

Im Funktionsplotter zeichnete ich nacheinander einen Blitz, ein Gesicht und den Ringplaneten Saturn, jeweils als geschlossene Polylinie, wandelte diese mit der eingebauten Fouriertransformation in ihre Frequenzbestandteile und exportierte das als WAV-Datei. 

Zur Veranschaulichung der Vorgehensweise habe ich eine neue Form gezeichnet. Schritt 1 ist die geschlossene Polylinie, dann wird das in Drehbewegungen umgerechnet (Schritt 2). Dabei ist die Anzahl der Vektoren gleich der Punkte in der Polylinie. Damit die Näherung besser wird, habe ich zusätzliche Punkte eingefügt. Dann als WAV exportiert mit Basisfrequenz 55 Hz (die langsamste Drehbewegung), alle anderen sind ein Vielfaches davon. Dann in Audacity 100x hintereinander kopiert (Schritt 3) damit man es im Online-Oszi sieht und den Ton nicht nur als Impuls hört (Schritt 4).

 

step1-geschlossenespoly
Ich wollte einen Beat mit den dreien machen und diese Formen sollten auf dem Oszilloskop erscheinen. Das heißt, die geometrische X-Bewegung wird umgerechnet in eine Amplitude für den linken Audiokanal und die Y-Koordinate für den rechten. Bei einer Grundfrequenz von 55 Hertz wird das Motiv 55 Mal auf den Oszilloskopschirm gezeichnet, egal wie komplex es ist. Das vorherige Umwandeln einer Grafik aus geraden Linien in ein Spektrum aus Drehbewegungen begrenzt dabei die Anzahl der in der Form enthaltenen Oberwellen, so dass der Sound “runder” klingt. Die Samples face.wav, blitz.wav und saturn.wav sind jeweils 1/55 Sekunde lang, und zeichnen das Motiv in dieser Zeit genau einmal. Mit Audacity kann man die hintereinander setzen und das würde dann kontinuierliche Töne mit unterschiedlicher Klangfarbe erzeugen. Ableton kann man das über die Loop-Funktion beim Sample-Instrument auch machen. In Ableton Live habe ich drei Midi-Spuren erstellt, für jedes der Samples eine. Damit baute ich das Stück nach und nach zusammen. Eine Herausforderung war es, das Timing so zu setzen, dass zeitgleich immer nur ein Sample gespielt wird, sonst addieren sie sich und damit auch das Bild, was das Oszilloskop zeigt. In der Arrangement-Ansicht musste ich da, wo in einer Spur eine Note gespielt wird, bei den beiden anderen eine Lücke lassen:

Das ist eine Collage aus Screenshots. Bei Ableton 9 kann man immer nur die Noten einer Spur sehen. Da musste ich viel hin und her schalten, damit das Timing stimmt. Ab Ableton 10 kann man auch mehrere Spuren übereinander legen. Okay, da ist also bald mal wieder ein Update fällig.

So, hier ist es also, mein erstes Stück elektronische Musik mit Samples aus Strichzeichnungen. Saturn-Sample und Blitz-Sample bilden die Baseline, das Face-Sample ist der Spielpart. Dazu nutzte ich den Audio-Effekt “Flanger/Techsys” und dessen 2-D-Bedienfeld.

Dann gab es noch ein Problem: Dieser Flanger (Mitte) verstärkt extrem bei bestimmten Einstellungen und übersteuert die Aufzeichnung. Abhilfe schaffte ein weiterer Audio-Effekt “Compressor/Kneeless”, ein nichtlinearer Verstärker, so dass es auf dieser Spur nie lauter wird als -3 dB, hier ganz rechts: